„Nie wieder Krieg!“ – Ein Konsens der bröckelt?

Am 10. Dezember 1941 wurden 19 jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger von Coesfeld aus nach Riga deportiert.

Zum Gedenken an dieses Ereignis vor über 80 Jahren hatten das Stadtarchiv und das Stadtmuseum Coesfeld bereits im vergangenen Jahr eine Diskussionsveranstaltung über den Wandel und neue Perspektiven der Erinnerungskultur – also unseren Umgang mit der Vergangenheit und die Art und Weise wie wir daran erinnern – vorbereitet. Coronabedingt musste der Termin auf den 8. September 2022 verschoben werden.

Als Diskutanten konnten mit Frau Dr. Ulrike Jureit, Frau Dr. Elise Julien (die krankheitsbedingt kurzfristig absagen musste), Herrn Jens Effkemann, Herrn Prof. Dr. Manfred Grieger und Herrn Dr. Harald Schmid fünf Expertinnen und Experten auf diesem Gebiet gewonnen werden. Sie diskutierten u. a. Aspekte zur Ablösung der Zeitzeugenschaft, die Etablierung neuer identitätsstiftender Gedenkformen, die veränderte Wahrnehmung auf die heterogenen Opfergruppen und den Blick auf Täter- und Opferbezüge.

Was für die SchülerInnen des Nepo, die neben gut 50 Zuhörern und einer überschaubaren Zahl von SchülerInnen des St.-Pius-Gymnasium Coesfeld, die größter Zuhörergruppe stellten, zunächst eher theoretisch und wissenschaftlich klang, entwickelte sich zu einer lebhaften Diskussion. Auch das Publikum äußerte sich zu den Thesen und die Diskussion lieferte uns zahlreiche Ideen, wie wir als Schule zusammen mit unseren SchülerInnen Geschichte vor Ort erfahrbar machen können.

Eines wurde dabei deutlich: Erinnern ist kein Selbstläufer und darf nicht zum leeren Ritual werden. Die Welt im Jahr 2022 zeigt, dass das Credo „Nie wieder Krieg!“ nicht so selbstverständlich ist, wie es scheint. Stattdessen nehmen wir den Auftrag an, die Erinnerung an das Geschehene lebendig zu halten und wo nötig immer wieder neu wachzurufen.