Rätsel um verschwundene Evangelisten

Wer hat diese Heiligenstatuen gesehen?

Von Florian Schütte Coesfeld.

Wer in diesen Tagen des Lockdowns seinen Keller entrümpelt und dabei plötzlich auf eine der nebenstehenden Heiligenfiguren stoßen sollte: bitte nicht wegwerfen!

„Das wäre ja eine Sensation, wenn die noch bei jemandem zu Hause auftauchen würden“, sagt Ludger Wachsmann lachend. Er ist Mitglied im Alumni-Verein des Gymnasiums Nepomucenum und hat die Bilder der Statuen im Stadtarchiv gefunden. Von den rund 400 Jahre alten Barock-Figuren selbst mit ihrem hohen kunsthistorischen Wert fehlt jedoch jede Spur.

„Wir haben auch weder Hinweise auf den Ort noch auf den Zeitpunkt, an dem die Fotos entstanden sein könnten“, erklärt Stadtarchivar Norbert Damberg auf AZ-Nachfrage. So sollen die Aufnahmen laut Wachsmann aus dem Archiv von ehemals Foto Walterbusch stammen. Das bestätigt Hitda Heuermann, deren Mann Hartwig als Nachfolger das Archiv von Walterbusch übernommen und dem Stadtarchiv zur Verfügung gestellt hat. „Herr Walterbusch hat im Zuge des Krieges vieles fotografiert“, sagt Hitda Heuermann. Jedoch könne auch sie nicht mit Bestimmtheit sagen, wann und wo die Fotos entstanden sind – geschweige denn, wo die Heiligen nach dem Fotoshooting abgeblieben sind.

In der Festschrift zum 350-jährigen Jubiläum des Nepomucenums im Jahr 1977 stehe ab Seite 70 jedoch etwas zur Rettung von „vier Evangelisten“ aus der ehemaligen Jesuitenkirche durch den damaligen (geistlichen) Rektor der Kirche, berichtet Damberg. Diese Figuren stünden aber in der heutigen Evangelischen Kirche am Markt wieder an ihrem Platz. Bleibt die Frage: Wo standen die abgebildeten Figuren? „Das Problem ist, dass wir sie nicht einordnen können“, sagt Ludger Wachsmann. Es sei durchaus möglich, dass die Evangelisten doppelt in der Kirche vorhanden waren – zumal der ursprüngliche Hochaltar im Krieg zerstört und die Kirche mit einem Altar aus einem anderen Gotteshaus wieder aufgebaut wurde. Zu wissen, in welchem Kirchenraum die 60 bis 70 Zentimeter großen Holz-Skulpturen gestanden haben oder auch nur, wann und wo die Aufnahmen entstanden sind, würde Wachsmann bei seiner Recherche zum Verbleib der Statuen schon helfen. „Wenn die Aufnahmen vor dem Krieg gemacht wurden, sind die Figuren vermutlich weg“, sagt Wachsmann, der jedoch davon ausgeht, dass die Fotos in der Nachkriegszeit angefertigt wurden. Das denkt auch Hitda Heuermann: „Es sieht sehr danach aus, als wenn da jemand etwas katalogisiert hat.“ Helfen würden Wachsmann auch Innenaufnahmen aus der ehemaligen Jesuitenkirche. „Da gibt es nur Fotos vom Hochaltar. Ich habe da die Lupe draufgelegt, aber man kann nur schemenhaft erkennen, dass da vielleicht eine dieser Figuren gestanden haben könnte“, bedauert Wachsmann.

„Die Figuren könnten auch zu einem Bauern gekommen sein“, spekuliert der pensionierte Lehrer über den Verbleib der wertvollen Barockfiguren. Diese müssten aus der Gründerzeit der Schule stammen und hätten sich im Besitz des Jesuitenordens befunden.

Sollten die Statuen wieder auftauchen, gehörten sie nach Meinung von Ludger Wachsmann wieder in die Kirche. „Auch wenn es jetzt eine evangelische Kirche ist, aber dort könnte man sie sich dann anschauen“, findet Wachsmann.

Wer Hinweise zu den Heiligenfiguren geben kann, der wende sich gerne unter Tel. 02541/921151 oder per Mail an coesfeld@azonline.de

Vor der Zerstörung des Gotteshauses im Zweiten Weltkrieg sollen die Figuren in der damaligen Jesuitenkirche und heutigen Evangelischen Kirche am Markt gestanden haben.

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