Praktische Philosophie

Was wir erreichen wollen und was uns wichtig ist

Philosophen suchen nach Antworten auf grundlegende weltanschaulich- existentielle Fragen, die alle Menschen angehen, aber die sich nicht so leicht, klar und eindeutig beantworten lassen. Aufgabe des Faches ist es, gemeinsam wie Detektive auf die Suche nach möglichen relevanten Antworten zu gehen, um sich in der Welt persönlich zu verorten und im Leben verantwortlich zu orientieren.

Beschreibung des Faches

Denkanstöße zu obigem Ziel liefern uns Geschichten, Auszüge aus Jugendbüchern, Bilder, Fotos, Videoclips und Internetadressen, die mit den Themen zu tun haben und darum zur Beschreitung des Suchweges in theoretischen wie praktischen Beschäftigungsweisen geeignet zu sein scheinen.

Die konkrete Entscheidung über die zu behandelnden Themenfelder soll am Beginn eines jeden Schuljahres durch die Schüler mitbestimmt werden, um sicherzustellen, dass die Unterrichtsgänge auch die Interessens- und Bedürfnislagen der jungen Menschen betreffen und einen Beitrag zu ihrem persönlichen Wachstum leisten können.

Unterrichtsangebot

Das Gymnasium Nepomucenum bot ab Schuljahr 2010/11 für die Jahrgänge 8 und 9 der Sekundarstufe I das Fach Praktische Philosophie (PP) an und hat das Angebot seit dem Schuljahr 2018/19 im Hinblick auf die gestiegene Zahl konfessionsloser wie andersreligiöser Besucher unserer Schule auf die gesamte Sekundarstufe I ausgedehnt. Dieses Fach ist als weltanschaulich bildender Unterricht also grundsätzlich für alle diejenigen Besucher unserer Schule Pflichtfach, die nicht am konfessionell (evangelisch oder katholisch) gebundenen christlichen Religionsunterricht teilnehmen.

Die (Ausnahme-) Möglichkeit zur freiwilligen Teilnahme am christlichen Religionsunterricht auf Antrag und unter Bedingung der Zustimmung des unterrichtenden (Religions-) Kollegen bleibt von diesem Grundsatz unberührt.

Überhaupt betrachten wir die Fächer Philosophie und Religion nicht als diametrale Gegensätze, sondern vielmehr als aufeinander relative und dialektisch miteinander zu vermittelnde Perspektiven auf die eine, umfassende und große Wirklichkeit der Welt. Hiermit teilen wir die Haltung und stellen wir uns ausdrücklich in die Traditon unseres Namenspatrons Johannes Nepomuk und der Gründer unserer Schule: des Jesuitenordens, dessen herkömmliches und bleibendes Prinzip die Einheit von Glauben und Wissen, Relgion und Vernunft, Theologie und Philosophie ist.

Das Fach wird in zwei Wochenstunden zeitlich parallel zum Religionsunterricht erteilt.

Inhalte und Leistungsbewertung

Fragekreise und Themen der Sekundarstufen I

Der Lehrplan für Praktische Philosophie oraganisiert die Disziplinen und Themen des philosophischen Nachdenkens in jeweils sieben Fragekreisen: die Frage nach dem Selbst (1), die Frage nach dem Anderen (2), die Frage nach dem guten Handeln (3), die Frage nach Recht, Staat und Wirtschaft (4), die Frage nach Natur, Kultur und Technik (5), die Frage nach Wahrheit, Wirklichkeit und Medien (6) sowie die Frage nach Ursprung, Zukunft und Sinn (7).

Mögliche Themen, die sich innerhalb dieser Fragekreise zur Behandlung in den jeweiligen Stufenfolgen ergeben, sind:

Jahrgangstufe 5/6

Ich und mein Leben/ Freizeit und freie Zeit (1); Der Mensch in der Gemeinschaft/ Umgang mit Konflikten (2); Wahrhaftigkeit und Lüge/ „Gut“ und „Böse“ (3); Regeln und Gesetze/ Armut und Wohlstand (4); Leben von und mit der Natur/ Tiere als Mit- Lebewesen (5); Medienwelten/ „Schön“ und „Hässlich“ (6); Vom Anfang der Welt/ Leben und Feste in den großen Religionen (7)

Jahrgangstufe 7/8

Gefühl und Verstand/ Geschlechtlichkeit und Pubertät (1); Freundschaft, Liebe und Partnerschaft/ Begegnung mit dem Fremden (2); Lust und Pflicht/ Gewalt und Aggression (3); Recht und Gerechtigkeit/ Utopien und deren politische Funktion (4); Der Mensch als kulturelles Lebewesen/ Technik – Nutzen und Risiko (5); „Wahr“ und „Falsch“/ Virtualität und Schein (6); Glück und Sinn des Lebens/ Ethische Grundsätze in den Religionen (7)

Jahrgangstufe 9/10

Die letzten beiden Schuljahre der Sekundarstufe I widmen wir der kapitelweisen Lektüre und Erarbeitung von Jostein Gaarders Jugendbuchklassiker „Sophies Welt“. Das Buch ist eine in die Form des Romans gegossene, auf wesentliche Denker, Aspekte und Zusammenhänge fokussierte Darstellung und Erklärung der Geschichte der europäischen Philosophie von der Antike bis in die Gegenwart. Diese Lektürephase zwischen Mittel- und Oberstufe ermöglicht uns somit die Überwindung einer ausschließlich eklektischen, themen- und positionenbezogenen (Klein-) Arbeit zugunsten einer erweiterten, allgemeinbildenden Gesamtbetrachtung, die eine übergreifende Einordnung bereits bekannter und in der Oberstufe noch zu erwartender Autoren mit ihren epochalen Fragen/Problemen und Antworten/Lösungen in den großen Strom der europäischen Geistes- und Kulturentwicklung.

Der vollständige Kernlehrplan des Landes ist hier einsehbar.

Kompetenzen

1. Personale Kompetenz, z.B. eigenen Positionen bzw. Wertmaßstäbe reflektieren

2. Soziale Kompetenz, z.B. unterschiedliche Interessen erkennen, verstehen und tolerieren

3. Sachkompetenz, z.B. die philosophische Dimension lebensweltlicher Probleme erkennen

4. Methodenkompetenz, z.B. diskursive Problemerschließung, log. Argumentieren, Empathie, Texterschließung

Leistungsbewertung

Es werden keine Klassenarbeiten geschrieben. Die Leistungsbewertung bezieht sich ausschließlich auf den Bereich „Sonstige Leistungen im Unterricht“. Dabei bezieht sich die Leistungsbewertung insgesamt auf die im Zusammenhang mit dem Unterricht erworbenen Kompetenzen (vgl. Kernlehrplan, Praktische Philosophie, S. 34).

Die Noten in PP sind versetzungswirksam.

Fachkonferenz / Mitglieder

Olaf Bösing (BOS)

Olaf Bösing (BOS)

Lehrer für Praktische Philosophie, Latein, Katholische Religion

Sich selbst eine qualifizierte Meinung bilden zu können aufgrund von gekonnter Textarbeit - durchaus verbunden mit Humor - darauf liegt in meinen Kursen das Hauptaugenmerk. Dazu ein heiteres Wort des Diogenes von Sinope: "..., denn wer der bloß Masse gefällt, ist eher Eunuch als Philosoph."

Philipp Mussinghoff (MSH)

Philipp Mussinghoff (MSH)

Beauftragter 400-j. Schuljubiläum und Medien- und Arbeitszentrum M@Z, Lehrer für Deutsch, Katholische Religion und Praktische Philosophie

Lesen macht Spaß und ist nicht nur Informationserwerb, sondern trainiert unser Gehirn und eröffnet vielfältige Lernwege. Das M@Z und unser Leseprogramm sind daher Herzensangelegenheiten.

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