MINT: „BibelExperiment“ in der Nepo-Sternwarte

In angemessen andächtiger Form bekamen die Besucher aus der Anna-Katharina-Pfarrei eine kurze Einführung in die Sternwartentechnik. Man beachte die gemütlichen Teelichter aus der Physiksammlung! (WEI)

Bericht von Michaela Kiepe (Bischöfliche Pressestelle):

Der Himmel über Coesfeld ist bewölkt, der Dunst lässt an diesem Abend keinen Weitblick zu. Wenig ist zu entdecken vom Dach des städtischen Gymnasiums Nepomucenum. Und doch hat sich eine zwölfköpfige Gruppe auf den Weg hinauf zur Sternwarte der Schule gemacht. Ihr vorrangiges Ziel ist es nicht, den Sternenhimmel zu beobachten. „Obwohl ein sternenklarer Himmel toll gewesen wäre“, gibt Stephan Holtmann zu. „Dafür ist es heute Abend nicht kalt“, tröstet Michael Weiermann. Er ist einer von drei Lehrern des Gymnasiums, die sich um die Sternwarte kümmern und den Schülern die Astronomie näher bringen. Seine Aussage sorgt bei den Teilnehmern des ersten „BibelExperiments“ der Pfarrei Anna Katharina für Heiterkeit. Zwar sind alle mit Mützen, Schals und Handschuhen gut gegen die Kälte gewappnet, aber zwei Grad Celsius würden sie nicht als warm bezeichnen.

Zum ersten Mal begrüßt Holtmann Interessierte an einem ungewöhnlichen Ort, um gemeinsam aus der Bibel zu lesen und sich über den Text auszutauschen. „Als ich das Evangelium von den Sterndeutern im Gottesdienst gehört habe, war die Idee geboren, diesen Text gemeinsam in der Sternwarte des Nepomucenums zu lesen und darüber zu sprechen“, erklärt er den Hintergrund. Künftig möchte er an jedem letzten Dienstag im Monat – außer in den Schulferien – Menschen einladen, zusammen an ungewöhnlichen, aber zu den Texten passenden Orten, aus der Bibel zu lesen. „Das hat einen anderen Charakter, als wenn wir uns in der Ludgeruskapelle treffen“, sagt der 51-Jährige, der das neue Angebot unter anderem mit Kaplan Jonas
Hagedorn vorbereitet.

In der Sternwarte hat Weiermann für den Abend Stühle aufgestellt. Nach einer kurzen Einführung in die Technik, die schon 40 Jahre alt sei, aber immer noch gut funktioniere, entzündet er Teelichter und sorgt für eine heimelige Atmosphäre. „Das Licht der Sterne erreicht uns erst nach langer Zeit. Vielleicht ist es bei dem heutigen Text auch so. Er ist vor 1930 Jahren geschrieben worden, und wir können ihn heute neu zum Leuchten bringen“, führt Holtmann in den Abend ein. Wer von den Teilnehmern möchte, trägt einen Abschnitt des Matthäus-Evangeliums vor, in dem von den Sterndeutern die Rede ist, die dem Stern von Betlehem bis zu einem Haus folgen, das Kind finden und ihm huldigen. Wer möchte, kann im Anschluss seine Gedanken zum Text formulieren. „Jeder ist für sich Experte. Es darf alles gesagt werden“, ermutigt Holtmann die Gruppe, deren Mitglieder im Alter zwischen Anfang 20 und Mitte 70 sind. So kommen sie miteinander ins Gespräch, teilen ihre Eindrücke und sprechen über das Gehörte, um am Ende gemeinsam das Lied „Gott wohnt in einem Lichte“ von Jochen Klepper zu singen.

Die Teilnehmer sind begeistert von dem neuen Projekt, die Bibel an einem außergewöhnlichen Ort zu lesen. Auch sind sie gespannt, welchen Platz das Vorbereitungsteam für das nächste Treffen auswählen wird. Doch in diesem Moment haben sie alle nur ein Ziel: schnell nach Hause und aufwärmen.