Erwachsen werden: Wunder oder Gerücht?

Eigentlich ging es nur darum, ein Wort zu erklären. Als die Klasse 6a im Deutschunterricht einen Text über die Sehenswürdigkeiten Coesfelds verfassen sollte, stießen sie im Zusammenhang mit dem Coesfelder Kreuz, dass in der St. Lambertikirche hängt, auf den Begriff „wundertätig“. Da in der Plusstunde zum Thema Erwachsen werden, viel über die Entstehung und Verbreitung von Gerüchten gesprochen worden war, wurde heftig diskutiert. Vor allem ging es dabei um die Frage: Was ist ein Wunder? Sind Berichte über Wunder nur Gerüchte? Aber vor allem wollten die Schüler unbedingt das Coesfelder Kreuz genauer in Augenschein nehmen.

Matthias Bude, der Schulseelsorger des Nepos, erklärte sich bereit, den Schülern und Schülerinnen etwas über das Coesfelder Kreuz zu erzählen. In diesen zwei Stunden erfuhren die Schüler viel über das Coesfelder Kreuz. Das Kreuz ist sehr alt, es stammt aus dem 14. Jahrhundert. Sein Korpus ist aus Walnussholz und das Gabelkreuz ist aus Eiche. Im Kopf der Christusfigur befand sich ein Splitter des „echten“ Kreuzes als Reliquie. Dieser Splitter ist heute in ein Kreuz eingelassen, das die Schüler sich ebenfalls ansehen durften. Das Holzkreuz wird auf sog. Kreuztrachten durch Coesfeld getragen, heute wird dazu nicht mehr das richtige Kreuz, sondern eine Replik also eine Kopie genutzt. Das echte Kreuz ist zu wertvoll und zu zerbrechlich.

Schon früh galt das Coesfelder Kreuz als wundertätig und viele Menschen pilgerten zum Kreuz, um zu beten mit der Hoffnung auf Hilfe oder Heilung. Zahlreiche Berichte über Heilungen und Rettungen sind überliefert, die als Wunder bezeichnet werden.  Gemeinsam mit Matthias Bude diskutierten die Schüler, ob es sich bei diesen Wunderberichten um das Verbreiten von Gerüchten handelte.
Herr Bude berichtete, dass das Coesfelder Kreuz im 30jährigen Krieg von den Besatzern Coesfelds, den hessischen Truppen, geschändet also beschädigt wurde. Besonders die Füße und ein Knie wurden beschädigt, allerdings gelang es den Hessen nicht, dass Kreuz zu zerstören. Die Legende berichtet, dass das Kreuz unzerstörbar ist und die Soldaten, die versucht hatten das Kreuz zu zerstören, genau an den Körperteilen erkrankten, die sie an der Christusfigur beschädigt hatten. Hier kam dann doch Skepsis unter den Schülern auf. Zumindest aber war eines klar: Eine solche Legende hat das Kreuz eventuell vor weiteren Schändungsversuchen bewahrt. Zu zweit und in Kleingruppen tauschten sich die Schüler darüber aus, ob es ihrer Meinung nach Wunder gibt oder nicht. Hier kam man zwar nicht zu einem einhelligen Ergebnis, aber wie Matthias Bude am Ende anmerkte: Wichtig ist, dass man selbst entscheidet, was man glaubt und was nicht. Im Zusammenhang mit dem Attentat in Hanau sollte man nicht blind Gerüchte über die mutmaßliche Abstammung des Attentäters glauben oder gar verbreiten.

Herr Bude erklärte noch einmal die besondere Form des Kreuzes. Das Gabelkreuz ähnelt in seiner Form einem Baum und unter diesen „Baum“ legten sich die Schüler und nahmen so sozusagen einen Perspektivwechsel vor. Zukünftig werden die Schüler in Schulgottesdiensten das Kreuz mit Sicherheit mit ganz anderen Augen sehen, außerdem möchten die Schüler die St. Lambertikirche bald wieder besuchen – es gibt dort noch so vieles zu sehen.

Die Klasse 6a dankt Herrn Bude, der diese informative Besichtigung, die der Klasse viele Denkanstöße gegeben hat, so schnell möglich gemacht hat.

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