Cybermob

„Cybermob“ am Nepo
Susanne Clay aus Köln liest vor begeisterten Achtklässlern

 

Alle Arbeiten sind geschrieben und wir freuen uns auf zwei entspannte Schulstunden, die jetzt vor den Ferien öfter mal auf dem Plan stehen.
Es ist Donnerstag, der 28.7.. Nach der großen Pause fluten wir gemütlich in den kleinen Bühnenraum der Schule.
Eine sympathische blonde Frau, Anfang 40, Mutter von drei Kindern, wie wir später erfahren, sitzt schon am Lesepult und schaut freundlich in die Runde.
Während ihrer Lesung herrscht gespannte Aufmerksamkeit unter uns ca. 50 Jungen und Mädchen. Es geht um Carmen, eine etwas eigenbrödlerische, pummelige Jugendliche. Ihr Leben verläuft eigentlich gerade blendend und die Proben an ihrer Schule zum  Musical Westside Story machen ihr riesigen Spaß. Sie freut sich über ihren Erfolg als Sängerin und Tänzerin in der Rolle der Anita und so könnte es immer weitergehen, aber dann erhält sie unheimliche Mails mit immer gemeineren Botschaften…
Auf unsere Frage, warum sie ausgerechnet dieses Thema für ihren Jugendroman gewählt habe, berichtete uns Frau Clay, die Idee zu diesem Buch, an dem sie ca. 1,5 Jahre arbeitete, sei ihr  während ihrer Zeit in den Vereinigten Staaten gekommen. Sie hörte von der 13-jährigen Madelaine, die sich das Leben nahm, nachdem man sie monatelang anonym mit schrecklichen E-Mails in die Enge getrieben hatte. Inzwischen hätte, so Frau Clay, auch in Deutschland fast jeder 3. Jugendliche Erfahrungen mit Cybermobbing, als Opfer oder als Täter. Frau  Clay weiß das, weil sie sich an vielen Schulen auch in Zusammenarbeit mit der Polizei mit diesem Thema auseinandersetzt. Uns fällt jetzt das  betroffene Schweigen im Raum auf.
„Cybermob“, Clays neustes Buch, ist einer von acht Jugendromanen, die sie verfasst hat. Wie die Geschichte von Carmen ausgeht,  möchten wir gern wissen. Aber das verrät uns Frau Clay natürlich nicht.
In der anschließenden Fragerunde interessierte uns, wie sie zum Schreiben gekommen ist. Sie habe immer schon schreiben wollen, irgendwie sei das Teil ihres Charakters. Und in ihren kreativen Schreibworkshops bemerke sie immer mal einige Kinder und Jugendliche, die das auch so empfinden. Aber vom Schreiben zu leben, erzählte sie uns ehrlich, sei nicht immer einfach.  Nur etwa 5% aller Schriftsteller könnten davon leben. Von ca. 60.000 Neuerscheinungen pro Jahr  fänden kaum 8.000 den Weg in die Buchläden. Und sie als Autorin erhalte nur ca. 5-10% vom Ladenpreis. Sie schildrte uns auch, wie sie ihr turbulentes Familienleben mit dem Schreiben vereinbart: Als „absolute Nachteule“ schlafe sie selten vor 2 Uhr nachts, weil sie bei drei Kindern selten vor 22 Uhr zum Schreiben komme.
Viel haben wir erfahren in diesen zwei ungewöhnlichen Schulstunden mit Frau Clay und zum Weiterlesen hat sie manchen von uns sicher auch inspiriert.

(Artikel aus der Feder von Schülern der Klasse 8c am Nepo)